TuSpo Handball Obernburg

Der Tuspo-Talk mit Trainer Rudi Frank


KZ: Hallo Rudi, seit dem Abschluss der Saison 2021/2022 sind jetzt einige Wochen vergangen. Wenn Du noch einmal kurz zurückblickst, kannst Du sicher bestätigen, dass diese mit einem nicht zu erwartenden Ergebnis zu Ende ging. Was waren die entscheidenden Faktoren, dass die Tuspo diese abgelaufene Saison so überraschend gut abgeschlossen hat?

RF: Ich finde, dass der gesamte Verein auf die letzte Saison sehr stolz sein kann. Die Meisterschaften der B-Jugend und der 2. Mannschaft und die sensationelle Hessenmeisterschaft der A-Jugend, aber auch die jüngste Qualifikation der weiblichen B-Jugend für die Oberliga zeigen, dass der Verein richtig lebt. Dass wir mit unserem Ergebnis einen Teil dazu beitragen konnten hat mich sehr gefreut, da es wirklich eine sehr, sehr anstrengende und lange Saison für uns alle war. Ich denke, dass wir im Trainer- und Betreuerteam sehr gut mit der Corona-Situation umgegangen sind und dass die Mannschaft einfach wirklich guten Handball gespielt hat. Grundlage für unseren Erfolg war eine wahnsinnige Abwehrleistung gepaart mit starken Torhüterleistungen und dann haben wir uns sehr schnell in einen Flow gespielt.

KZ: Aber jetzt zur bevorstehenden Saison, die im September beginnen wird. Du bist mit einer ziemlich veränderten Mannschaft seit einigen Tagen in der Vorbereitungsphase. Kannst Du schon beurteilen, inwieweit die sechs neuen Spieler eine Verstärkung für die Tuspo Männer 1 sind?

RF: Wir haben wirklich großartige Typen dazu bekommen, die den Fans viel Freude bereiten werden. Das Bild der Mannschaft wird sich in der Tat sehr verändern und das wird sich wahrscheinlich auch auf unser Spielkonzept auswirken. Jeder Spieler kann eine absolute Verstärkung für die Mannschaft sein, deshalb haben wir sie bewusst dazu geholt.

KZ: Was möchtest Du mit Deinem Trainerteam in der neuen Saison verändern bzw. verbessern? Es gab letzte Saison immer wieder kritische Stimmen, die z.B. das Thema "Gegenstoß" bemängelt haben.

RF: Das Thema „Gegenstoß“ wurde zu Recht bemängelt, da wir es in unserem letztjährigen Spielkonzept nahezu verboten haben. Ich würde gerne mal einen Einblick in mein Denken geben: In der letzten Saison, bevor ich übernommen habe, die (fast) regulär gespielt wurde, stand die TuSpo mit 555 Gegentoren aus 19 Spielen (Schnitt 29,21) auf dem drittletzten Platz und wäre ohne Corona vermutlich abgestiegen. Meine Idee war es durch eine Tempodrosselung die Zahl der Angriffe zu reduzieren und somit mehr Kontrolle über das Spiel, vor allem in der Abwehr zu bekommen. Wir haben dann in der Hauptrunde in 14 Spielen nur noch 311 Tore kassiert (Schnitt 22,21) und standen auf Platz 1 und konnten somit den vorzeitigen Klassenerhalt sichern. Allerdings sehe ich in dieser extremen Beschneidung auch eine Schwachstelle und von daher haben wir uns mit drei neuen, sehr schnellen Außen verstärkt, damit wir dieses Thema tatsächlich in Angriff nehmen. Dazu finde ich haben wir viel Potential im Bereich des Überzahlspiels und des 7. Feldspielers.

KZ: Die kommende Oberliga-Saison soll wieder mit einer kompletten und "normalen" Runde mit 15 Mannschaften starten. Was bedeutet das für die Mannschaft und wer sind für Dich die Favoriten?

RF: In erster Linie heißt das für uns, dass wir jetzt 6 Spiele mehr haben. Die Spiel- und Trainingsbelastung wird also noch höher und wenn man davon ausgeht, dass diese 28 Spiele ohne Corona-Ausfälle auf eine weniger lange Saison fallen, dürfen wir uns kaum Verletzungen oder Schwächephasen erlauben. Wenn man sieht mit welchen Mitteln die Teams aus Bürgel, Melsungen und vor allem Wallau aufrüsten und dazu zwei starke Absteiger aus Gensungen und Bieberau kommen, muss man diese Teams eigentlich alle als Topfavoriten um den Aufstieg sehen.

KZ: Welche Erwartungshaltung hast Du an die vielen noch sehr jungen Spieler, die jetzt zum aktuellen Kader der Mannschaft gehören und was glaubst Du welche Rolle sie schon spielen können?

RF: Ich versuche persönlich nicht allzu viel über das Alter meiner Spieler nachzudenken, sondern mehr über deren Qualitäten. Ich finde junge Spieler müssen vor allem lernen, wie man mit Rückschlägen, einer größeren Spielbelastung und dem Thema Körperlichkeit umgeht. Handball spielen können sie alle und von daher erwarte ich, dass sie uns auf dem Spielfeld sehr schnell helfen können. Wir geben allen Spielern immer die Chance und das Vertrauen sich bei uns auf dem Feld und nicht nur im Training zu beweisen, aber diese Chancen sind leider im Sport endlich und deshalb muss jeder Spieler gut damit umgehen.

KZ: Welcher Platzierung am Ende der Saison würdest Du heute unterschreiben oder kann Deine Mannschaft in der neuen Saison wieder für eine Überraschung sorgen?

RF: Für mich macht es eigentlich keinen Unterschied, ob wir letztes Jahr 4. oder 14. waren, ich will jedes Spiel in der neuen Saison gewinnen und sehe bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir ein Spiel verlieren auch erstmal keinen Grund nicht daran zu glauben. Wir haben einen großen Umbruch vollzogen und die diesjährige Mannschaft kann mit der aus dem letzten Jahr und deren Abschneiden eigentlich gar nicht verglichen werden. Da die oben genannten Teams, aber auch alle anderen Teams auch viel investieren, um eine erfolgreiche Saison zu spielen, kann es nur unser Wunsch sein, so viele Teams wie möglich hinter uns zu lassen. Ob unser Tabellenplatz am Ende als Erfolg oder Überraschung gesehen wird, entscheiden dann sowieso Andere.

KZ: Vielen Dank und viel Erfolg Dir und Deiner Mannschaft in einer hoffentlich ähnlich erfolgreichen Saison 2022/2023.